Eigentlich planten wir, auch den Spuren der jüngeren Tochter Nora in Indien nachzugehen. Noras Antwort fiel aber dann überraschend aus. Wir wären ja schon zweimal in Indien gewesen, sie würde lieber mal Afrika besuchen, einmal Geparden aus der Nähe sehen.
Ich konnte mich für ihren Wunsch natürlich sofort begeistern, begann umgehend zu recherchieren und war mir schnell sicher, dass wir die grossartigen Landschaften und die Tierwelt Namibias als Reiseziel auswählen sollten. Gesagt, geplant, getan! Die Bilder aus der Namibiareise 2017 sprechen für sich.
Bei meiner damaligen Suche im Web bin ich auf den Namen Albert Voigts von Schütz gestossen. Deutschstämmiger Namibier, Ornithologe, Fotograf und Reiseleiter. Die Reisevorschläge, Texte und Fotos auf seiner Website haben mich sofort in Bann gezogen. Das könnte "unser Mann" sein, mit ihm wollte ich die Reise aufgleisen! Als unsere Planung dann konkret wurde, musste ich leider zu Kenntnis nehmen, dass Albert Voigts seine Reisetätigkeit aufgegeben hatte. Sein Vater war gestorben und Albert übernahm die elterliche Farm. Also mussten wir uns einen anderen Organisator suchen.
Von der Namibiareise im 2017 kehrten wir so begeistert zurück, dass wir sicher waren, Namibia wir kommen wieder. Ein nächstes Mal aber im angehenden namibischen Frühling, d.h. in unseren Herbstmonaten September / Oktober. Und als Reiseziel schwebte mir vor, nochmals den Norden mit Etosha und dann vor allem weiter ostwärts, den Caprivi-Streifen zu erkunden, um den Trip mit einem Besuch der Viktoriafälle zu beschliessen.
Dann ging plötzlich alles schnell! Intuition oder Zufall? Warum nicht mal den Namen Albert Voigts in die Compi-Tasten tippen? Die Ueberraschung war perfekt! Aus Nomtsas Safari war LeafLove Safari entstanden. Albert Voigts hatte seine Reisetätigkeit wieder aufgenommen! Mit Freude und Neugier habe ich seine Website studiert, alle seine Berichte gelesen und die Reisevorschläge studiert. Ich war hell begeistert! > Link zu LeafLove Safari
Die Planung konnte beginnen. Eine geführte Individualreise sollte es werden. Das Angebot "Wildlife Big Five" auf der Website von LeafLove Safari entsprach schon fast massgeschneidert unseren Wünschen. Meine Mail erreichte Namibia und zwei Tage später erhielt ich einen Anruf von Albert Voigts aus Stuttgart, wo er gerade an einer Reisemesse teilnahm. Ich spürte gleich, die Chemie stimmt! Auf los, gehts los! :-)
Der Rest ist schnell erzählt. Albert Voigts und ich waren uns einig. Basis der Safari war "Wildlife Big Five," ergänzt mit dem Abstecher ins Buschmannsland mit Zeltcamp im Khaudom Nationalpark. Mit einem detaillierten Reisebeschrieb, samt konkretem Preisangebot von LeafLove, klärte ich in unserem Freundeskreis mögliche Interessen ab, an dieser aussergewöhnlichen Reise teilzunehmen.
Der langen Rede kurzer Schluss. Meine Frau Susanne und ich sind mit zwei befreundeten Paaren, also zu sechst am 22. September 2019 Richtung Namibia abgeflogen.
Flug Zürich - Doha - Windhoek. Albert erwartet uns am Flughafen. Begrüssung, Gepäck einladen, Kaufhaus suchen, Einkaufen und los gehts Richtung Norden. Wir steigen in den top ausgerüsteten 4x4. Für alle hat es einen Fensterplatz, das Dach lässt sich auf den Game Drives gegen oben öffnen und anheben, alle haben damit freien Ausblick zum Beobachten und Fotografieren. Perfekt, genau wie versprochen! Das sieht schon mal sehr gut aus! Aber das beste Fahrzeug fährt nicht ohne Driver. Schnell war klar, da hatten wir das grosse Los gezogen!
Auf der Fahrt Richtung Erindi ist nicht zu übersehen, Namibia leidet unter einer extremen Dürre. Kaum Grün, kaum Insekten, kaum Vögel am Strassenrand. Seit 2012 waren die Regenfälle nur ungenügend oder ganz ausgeblieben. Unser erstes Hauptziel Hobatere liegt ausserhalb des Nord-Westrandes der Etosha-Pfanne. Die Distanz dorthin ist zu gross, Erindi deshalb ein ideales Zwischenziel. Erstes Schnuppern, erste Fotos, wir waren in Namibia angekommen. Ein Grillabend, Alberts mitgebrachtes Fleisch schmeckt hervorragend, beendet den Tag. Ich freue mich auf Hobatere.
Nach einer langen Fahrt erreichen wir das Eingangstor zu Hobatere. Das Land war nie Farmland, deshalb Natur pur! Ich verspreche mir viel von diesem Gebiet. Noch sind ein paar Kilometer bis zur Lodge zu fahren. Wir kurven durch lichten Buschwald, der sandige Boden ist bedeckt von dürren Blättern, deren Farbe die Landschaft mit zartem Rot überzieht.
Da! Dort! Dort liegt etwas, ein Tier, ein totes Tier! Eine frisch gerissene Antilope liegt unweit des Wegrandes. Und dort! Dort sind sie, die Jäger! Seht ihr sie? Alle rufen durcheinander, alle schauen in die gleiche Richtung! Etwas versteckt, besser gesagt gut getarnt, liegen drei Geparden im Sand und schauen zu uns herüber. Wow! Was für ein Anblick! Was für ein Beobachtungsglück! Die Aufregung in der Gruppe ist gross und die Begeisterung ob dieser Begrüssung noch grösser. Die Video- und Fotosession dauert eine ganze Weile.. Hammer!!
Die Tierwelt Hobateres ist beeindruckend, die Naturlandschaft grossartig, unser Driver und Guide Martin ein Kenner. Wir nutzen die Zeit für Vormittags- und Abendpirschfahrten. Martin will uns Löwen zeigen. Löwen in freier Wildbahn, ohne Trackinghalsband, kein Peilsender im Einsatz, wilde Löwen! Sein Blick richtet sich immer wieder auf den sandigen Boden. Seine Aufmerksamkeit gilt den unzähligen Tierspuren im Gelände, er sucht Löwenspuren.
Nach gut einer Stunde, das Zeitgefühl verfliegt auf solch spannenden Pirschfahrten, entdeckt er frische Löwenspuren, versucht diesen zu folgen, muss zwischendurch nicht passierbare Stellen umfahren, verliert die Spuren kurzzeitig, findet dank seiner Erfahrung diese aber wieder. Unterwegs immer wieder Stops für andere Säuger und Vögel. Ein Erdwolf ist eine besonderes Highlight. Da, da ist noch ein zweiter, nein es ist ein Honigdachs! Die beiden mögen sich offensichtlich nicht, nicht auszumachen, wer wen verjagt. Wir schauen eine Weile zu.
Die Spannung steigt. Werden wir in diesem grossen Gebiet die Löwen wirklich finden? Martin ist zuversichtlich, die Spuren seien frisch, die Chancen intakt. Und tatsächlich! Nach mehr als einer Stunde Fahrt durch die sandige Buschlandschaft zeigt er mit der Hand in eine Richtung. Da drüben, noch verdeckt hinter den Büschen, da liegt das Löwenrudel. Wir fahren näher. Was für ein Anblick! Der langmähnige König der Löwen fehlt zwar, aber auch der Prinz und die Königin wirken majestätisch. Wunderbare Fotosujets! Der Chip füllt sich..:-)
Wie in Namibia auf Safaris üblich, wird am Ende des Game Drives jeweils ein Drink und etwas zum Knappern serviert. Wir hatten allen Grund zum Anstossen!
Albert hat für unsere Safari den Titel "Grütter - Big Five - Orni" gewählt. Zu den Big Five gehören bekanntlich der Afrikanische Elefant, das Spitzmaulnashorn, der Afrikanische Büffel, Löwe und Leopard.
Aber die Tierwelt Namibias hat viel mehr als nur "die Grossen Fünf" zu bieten. Die Vogelwelt Namibias ist spannend und vielfältig! Je kleiner der Vogel, je schwieriger ist es aber für Nichtgeübte, diesen zu entdecken. Sandfarbene Lerchen auf sandigem Boden lösen bei Nichtbirdern kaum Begeisterung aus.
So oder so, ein gutes Fernglas ist für eine solche Reise aber ein Muss! Wer fotografiert, muss sich auch Gedanken machen, wie er all die Fotos abspeichern will. Da kommen schnell ein paar hundert, oder in meinem Fall ein paar tausend Fotos zusammen. Ein gewaltiger Unterschied zu analogen Zeiten. Für eine Reise nach Ostafrika im Jahre 1974 wollte ich unbedingt genug Filme mitnehmen. Mit genug meinte ich damals 10 Ektachrome High Speed Dia-Filme. Damit konnte ich genau 360 mal auf den Auslöser drücken.
Der Anhängsel "Orni" galt also meiner Leidenschaft für die Vogelwelt. Albert und ich waren die einzigen angefressenen Birder in unserer Reisegemeinschaft. Logisch, dass unsere mitreisenden Freunde sich wohl oder übel auch mit der Vogelwelt anfreunden mussten. Dabei hoffte ich natürlich, dass sie sich spätestens Zuhause über eigene Vogelaufnahmen freuen werden.
Alle meine Aufnahmen sind ausschliesslich Schnappschüsse, meistens aus freier Hand und mit der Einstellung auf Serienbild entstanden. Entsprechend gross ist die Anzahl der geschossenen Bilder. Der grösste Teil nimmt den Weg in den digitalen Papierkorb. In diesem Sinne stellen die hochgeladenen Fotos ein fotografisches Reisetagebuch dar und sollen, zusammen mit den Textbeiträgen, die interessierten Besucher und Besucherinnen meiner Website in die Tier- und Vogelwelt Namibias eintauchen lassen. Jedenfalls wäre das so meine Absicht. Gleichzeitig soll mein Reisebericht auch aufzeigen, was auf einer dreiwöchigen Safari mit LeafLove, mit oder ohne Fotoambitionen, mit oder ohne Birderkenntnisse, erlebt und gesehen werden kann. Interesse, Neugier und Begeisterungsfähigkeit vorausgesetzt! Dazu ein Bonmot von Albert: "Meine Gäste glauben immer sie würden in den Urlaub fahren, dabei haben sie eine Bildungsreise gebucht!" Alberts herzhaftes Lachen klingt diesen wahren Worten nach!
Um nachtaktive Tiere beobachten zu können muss man logischerweise nachts auf Pirsch gehen, resp. besser fahren. Eine solche Fahrt fand ich reizvoll. Was würden wir da antreffen? Macht es Sinn, überhaupt eine Kamera mitzunehmen? Ich habe mich daran gewöhnt, sie musste mit! Kostet ja nur etwas Muskelkraft..
Martin unser Guide steuert den 4x4, sein Gehilfe sitzt auf der Türe des Beifahrersitzes. Beide leuchten mit ihren starken Handlampen die nähere Umgebung ab, immer aufmerksam beobachtend, ob irgendwo leuchtende Augenpaare das Lampenlicht reflektieren würden. Dabei wird bewusst vermieden, tagaktive Tiere wie Zebras, Antilopen usw. anzuleuchten.
Mein Fazit: Eine Nachtpirsch ist ein tolles Erlebnis, mit zum Teil unerwarteten Begegnungen. Natürlich versuchte ich mich, mehr spasseshalber, in Nachtfotografie. Mehr oder weniger waren nur Belegbilder zu erwarten, einige aber doch überraschend mehr als das. Insbesondere der direkt am Wegrand übernachtende Schwalbenschwanzspint wusste wohl nicht, wer da die Nacht zum Tage machte. Die Ueberraschung war aber für mich die am Boden ruhende Nachtschwalbe.
Hobatere liegt westlich des Etosha Nationalparks. Auf einer wenig befahrenen Route erreichen wir die Ebenen der Etosha Salzpfanne. Ein strenger Wind weht über die staubige Landschaft. Zeitweilig verschwindet der Horizont im aufgewirbelten Sandstaub. Immer wieder bilden sich kleinere und grössere Windhosen.
Albert stellt den Wagen, wann immer möglich so hin, dass wir auf der windgeschützten Seite die Fenster öffnen können. Auch in der Etosha herrscht Dürre und Trockenheit. Die Tiere lassen den Sandsturm, meistens in Gruppen am gleichen Ort verharrend, über sich ergehen. Grössere Ansammlungen finden sich an den Wasserstellen. Der Durst treibt die Tiere an die Tränke. Gnus, Giraffen, Zebras, Springböcke, Strausse, Elenantilopen und Oryx mischen sich zu einer Schiksalsgemeinschaft, immer aufmerksam, ob nicht von irgendwoher Gefahr droht. Im Randgebiet des Wasserlochs wimmelt es von Kleinvögeln, ich erkenne vorwiegend Grey-backed Sparrow-Larks. Arche Noah, geht mir durch den Kopf.
Die Vorsicht der Durstigen ist berechtigt. Unweit der Wasserstelle liegt die Gefahr in Form eines dauergähnenden Löwenrudels, das im löchrigen Schatten einer Strauchgruppe primär die Zeit vergehen lässt, bis sich irgendwann der Hunger wieder meldet. Wir schauen dem Treiben eine Weile zu, nach Action sieht es aber in nächster Zeit nicht aus. Weiter gehts; wir lassen den Sandsturm hinter uns.
Zwei Nächte verbringen wir in den staatlichen Unterkünften des Etosha NP. Die Nachts beleuchteten Wasserlöcher sind Anziehungspunkt sowohl für die zweibeinigen Zuschauer, wie auch für die vierbeinigen "Artisten". Wer will, kann sich die ganze Nacht um die Ohren schlagen, irgendwas bewegt sich immer im Scheinwerferlicht.
Wir durchqueren die Etosha von Westen Richtung Osten, nutzen die Tage für ausgiebige Pirschfahrten mit Alberts 4x4 und kommen Abends reich an Erlebnissen bei der nächsten Unterkunft an. Von den Big Five fehlt nur noch der Afrikanische Büffel, den wir aber mit Sicherheit im Chobe NP sehen werden. Mit einem gemütlichen Nachtessen klingt der Tag jeweils aus. Dann gilt es noch die tägliche Fotoausbeute auf den Laptop, resp. auf die externe 4 TB Festplatte zu laden, die Kamera-Akkus zu kontrollieren, die Malariatablette zu schlucken, die Moskitonetze lückenlos zu drapieren um dann zum Einschlafen den Tag Revue passieren zu lassen. Unglaublich, was wir heute wieder gesehen haben; z.B. doch noch den König der Löwen mit wallender Mähne oder ein Prachstexemplar von einem Spitzmaulnashorn.
Tsumkwe, eine Siedlung mit rund 500 Einwohnern, ca. 60 km von der Grenze zu Botswana entfernt, liegt völlig abseits der namibischen Touristenwege. Hierhin verschlägt es nur Besucher die sich verfahren haben oder etwas Spezielles erleben wollen. Dabei ist mit speziell nicht das Village gemeint, sondern die Landschaft des Buschmannsland, mit seinen imposanten Boababbäumen, dem Afrikanischen Affenbrotbaum. Diese Bäume können bis zu 800 Jahre alt werden. Albert führt uns hin, kein Wegweiser zeigt ihm den Weg, er kennt die Schleichwege, für Fremde ein Ding der Unmöglichkeit.
Unsere Bleibe für eine Nacht ist die Tucsin Tsumkwe Lodge. Gemütlich, sauber und besser als der Ort erwarten lässt. Meistens lassen sich bereits im Garten einer Lodge Vögel beobachten. Wasser wirkt auf die Gefiederten wie ein Magnet, sei es nur ein Rinnsal aus einem defekten Gartenschlauch, einem tropfenden Wasserhahnen, oder an bewusst angelegten Vogeltränken. Je nach Bepflanzung lassen sich so attraktive Arten anlocken. Der Kleine Binden-Nektarvogel ist so ein Beispiel. Anstatt Siesta spielte ich mit diesem glitzernden Vögelchen ein paar Runden "Catch me if you can.."
Beim Nachtessen ist das nächste Reiseziel natürlich das Hauptthema. Am kommenden Morgen wollen wir in den Khaudom Nationalpark aufbrechen. Bis zum angepeilten Freiluft-Camp sind rund 110 km, davon ca. 50 km Tiefsandpiste, zu bewältigen. Gemäss Albert ein absoluter Härtetest für Fahrzeug und Fahrer. Wir sind gespannt, was uns da erwarten wird.
"Habt ihr Schlafsäcke dabei, hab euch vor der Abreise noch eine Mail geschickt!?" Ein zögerliches Nein von der einen Seite, kein Platz mehr im Koffer von der andern, bis zur Frage ob das denn nötig sei, oder dem lösungsorientierten Hinweis, die Daunenjacken sollten doch genügen!? All dies konnte Albert aber nicht überzeugen. "Ihr werdet kalt haben, wir müssen noch Decken auftreiben!" Ich dachte, wie und wo soll in diesem armseligen Nest noch auf die Schnelle Decken organisiert werden?
Albert liess nicht locker, fragte beim Betreiber der Lodge nach. "Vielleicht beim Chinesen", meinte dieser. Ich wusste, China kauft halb Afrika auf, sie sind die geborenen Dealer. Aber ausgerechnet hier, wo sich Schakale und Hyänen Gute Nacht sagen, in einer der verlassensten und ärmsten Gegenden von Namibia, soll ein Chinese uns mit Decken vor dem Frieren bewahren?
"Wir suchen morgen vor der Abfahrt in den Khaudom den Chinesen-Shop, ihr braucht Blankets!" Albert scheint es ernst zu meinen.
Nach dem wiederkehrenden Ritual nach dem Nachtessen, d.h. Fotodateien sichern, Akkus laden, Malariatablette schlucken, Zähne putzen, Moskitonetz drapieren, schlüpfen Susanne und ich unter die warme Bettdecke. Wir waren uns einig. Vielleicht wären wärmende Decken im Zelt doch nicht zu verachten.
Gemütlich Frühstücken und dann Packen. Wir haben ja bereits Routine und die Ordnung in den Koffern hat nicht mehr die gleich hohe Priorität wie noch vor der Reise. Albert hat die genaue Reihenfolge des Ladens und jeden Zentimeter Stauraum bestens im Griff, das Fahrzeug ist durchgecheckt und für die kommenden Anforderungen bereit.
Also los, gehn wir auf die Suche nach dem Chinesen. Strasse rauf, kein Gebäude lässt im Innern einen Shop vermuten. Also Strasse wieder runter. Albert hält an und fragt ein paar junge Burschen am Strassenrand nach dem Chinesen-Shop. Ich höre zu und frage mich, in welcher Sprache er sich mit diesen unterhalten hat. Deutsch war das sicher nicht, Englisch auch nicht, Afrikaans auch eher nicht, also, vermute ich, muss er seine übrigen Sprachkenntnisse aktiviert haben. Vielleicht hat ja aber nur schon das eine Wort "China" in Englisch genügt, damit die verstanden, was wir suchten.
Mit ausgestreckten Armen deuteten die Männer auf ein umzäuntes gemauertes Gebäude. Albert fährt vor, drückt drei Mal auf die Hupe, steigt aus und geht zum Zaun. Und tatsächlich tritt kurz darauf ein verschlafener Chinese aus dem Haus, öffnet Zaun und Tor und lässt uns in seinen Shop eintreten. Die Ueberraschung war perfekt. Wir standen in einem vielleicht 10 x 20 m grossen Raum, prall gefüllt mit Waren verschiedenster Art. Weiss der Coucal wer hier einkaufen geht!? Und was wir erhofft, aber nicht erwartet hatten, es hatte Decken! Blankets in verschiedener Grösse, Design, unterschiedlicher Qualität und unterschiedlichem Preis. Wir kaufen Blankets, als wären wir auf der Höhe des Polarkreises unterwegs. Der Chinese kann den Laden für den Rest des Tages dicht machen und wir können die Zeltnächte beruhigt angehen.
Der erste Teil der 110 km ist "normal" zu bewältigen. Der zweite Teil hat es in sich. Rund 50 km Tiefsandpiste fordern Fahrzeug und Fahrer enorm. Unter Tiefsandpiste versteht man eine Sandpiste ohne harten Untergrund auf dem die Räder greifen können. Die Fahrzeuge von Leaflove Safari sind so aus- und umgebaut, z.B. die ganze Federung und Aufhängung, dass selbst solche Pisten ohne Rückenschaden zu befahren sind. Den grossen Unterschied merkt man immer dann, wenn man auf Game Drives mit 4x4 des gleichen Fahrzeugtyps mitfährt.
Der Khaudom Nationalpark ist einer der kleineren Parks in Namibia. Bekannt ist er für seine "Wildheit" da keine normal befahrbaren Strassen durch den Park führen. Entsprechend klein sind die Besucherzahlen, gibt es doch keine Lodge im Park und der von uns anvisierte Campingplatz besteht aus 4 oder 5 Plattformen mit einer bescheidenen, aber funktionierenden Infrastruktur, d.h. WC mit Spülung, Dusche mit Holzofen zum Einfeuern und ein Waschtrog zum Abwaschen.
Wer den Khaudom Park besuchen will muss also gut vorbereitet sein. Nicht nur ist ein top ausgerüsteter 4x4 zwingend, ebenso wichtig ist Erfahrung, Orientierungssinn und blinde Beherrschung des Fahrzeugs des Drivers unter extremen Bedingungen. Albert bringt all diese Erfahrung mit und trotzdem kann sich die Herausforderung noch kumulieren. Die Trockenheit und anhaltende Dürre begünstigt in ganz Namibia Buschbrände. Für Albert grundsätzlich nichts Neues. Dabei, erklärt uns Albert, sind die Buschbrände in Namibia nicht vergleichbar mit den aktuellen Waldbränden in Kalifornien, Australien oder anderswo. Es seien "kalte" Feuer. Trotzdem sind wir erschrocken, als feststand, dass auf der linken Fahrseite und in Fahrtrichtung an mehreren Stellen Buschfeuer brannten. Rauchsäulen waren zu sehen und man musste davon ausgehen, dass unsere Piste unterbrochen sein könnte.
Je weiter wir fuhren, je konkreter wurde die Gewissheit. Nun war die Erfahrung und der kühle Kopf von Albert gefragt. Mit einer Drohne, ausgerüstet mit einer Kamera, erkundete er die Lage der Brandherde bezüglich der Passierbarkeit der Piste, begutachtete auf die gleiche Art die Stuation im Gebiet aus dem wir hergekommen waren, prüfte dann die Möglichkeit eine Piste anzusteuern, bei der das Feuer schon rückläufig, d.h.mehr oder weniger erloschen war.
Albert entschied sich letztlich für die Variante "Teilrückfahrt und Umfahrung". Also wenden, zurückfahren und dann auf einer Nebenpiste, sozusagen im Rücken des Feuers, das Zeltcamp ansteuern. Gesagt, getan! Die Erleichterung von uns Mitfahrenden war allseits spürbar, als wir noch bei Tageslicht das Camp erreichten.
Angekommen galt es vorwärts zu machen, das verbleibende Tageslicht noch zu nutzen. Holz kaufen, Stellplatz aussuchen, Zelt aufstellen, Feuer machen, Essen rüsten, Kochen und Grillen, Teamwork war gefragt, Albert hatte den Lead! Und dann, mittlerweile mit Stirnlampe, zurücklehnen, Essen und Rotwein geniessen und irgendwann im Zelt unter die Chinesen-Blankets schlüpfen. Susanne und ich hatten eine grosse Decke gekauft.
Okay, müde war ich von der langen Fahrt und von den erwähnten Umständen an sich genug. Aber ich musste alles nochmals in Gedanken durchgehen und einordnen. 50 km Tiefsandpiste ist auch als Mitfahrer ein Erlebnis, für Buschfeuer gilt das gleiche. Aber wenn sich die beiden "Abenteuer" noch verbünden, kann es für uns unerfahrenen, komfortverwöhnten und für alle Eventualitäten versicherten Westeuropäer stressig werden. Da wird einem bewusst, dass uns, trotz Liebe und Verbundenheit zur Natur, der Instinkt, das Wissen und die Erfahrung für solche Naturereignisse schlicht und einfach fehlt.
Das Camp wird von keinem Zaun begrenzt, offen für Mensch und Tier. Als wir ankamen begrüssten uns frische Elefantenspuren. Jetzt beherrschte der Sternenhimmel Namibias die Szene. Trotz Müdigkeit fand ich vorerst einfach keinen Schlaf, horchte in die Nacht hinaus und versuchte die Geräusche zu definieren. Waren das Elefanten oder Löwen? Das am einfachsten zu definierende Geräusch kam aus einem der Nachbarzelte, wo offenbar bereits das Feuerholz für den morgigen Abend zersägt wurde. Susanne war längst eingeschlafen und ich wollte es ihr nun gleichtun. Nur noch ein Blick durchs Zeltfenster und dann gute Nacht. Und was sah ich da? Da hatten doch Susanne und Marianne die Zeltschnüre der beiden Zelte zu einer Wäscheleine verbunden. Ein Elefantenbesuch und die beiden Zelte liegen flach, ging mir durch den Kopf.
Die Tierwelt des Khaudom ist unvergleichlich. Die Spezialität des Parks sind Pferdeantilopen und Wilde Hunde. Die Tiere zeigen sich allgemein scheu, sind sich kaum an Menschen gewöhnt. Die Fluchtdistanz beträgt 100 - 200 m. Selbst Elefantenkühe mit Jungtieren lassen es nicht auf eine Begegnung mit uns ankommen und flüchten. Anders ein Bulle, der mit eindeutiger Haltung und Trompetenstössen auf unser Fahrzeug zumarschiert. Da gilt es kein Risiko einzugehen, jetzt halten wir Distanz.
Die Landschaft ist grossartig, das baumfreie, flach geneigte Tal des Omuramba ein tolles Beobachtungsgebiet. Wir fahren mehrmals verschiedene Game Drives, immer auch in der Hoffnung, auf ein Rudel Wilder Hunde zu treffen, leider ohne Erfolg.
Eine meiner Wunscharten auf der Artenliste war Meyer's Parrot, oder Goldbugpapagei. Schon auf der 2017 Reise hat mir eine andere Papageienart Namibias, der Rüppelpapagei keine brauchbaren Fotos zugestanden. Dies sollte mir beim Goldbugpapagei diesmal nicht passieren. Es macht allerdings wenig Sinn die ausgesprochen mobilen Papageien von Baumkrone zu Baumkrone zu verfolgen um im besten Fall ein paar Fexierbilder zu knipsen. Papageien sind fast dauernd in Kontakt mit dem Partner oder der Gruppe, rufen auch im Flug ständig, sind immer aktiv unterwegs. Mir war natürlich nicht entgangen, dass immer wieder Goldbugpapageien über das Camp flogen, meistens in gleicher Richtung, oder von dort kommend. Da muss ein Platz sein, den die Papageien regelmässig aufsuchen, am ehesten eine Wasserstelle. Also Kamera schultern und nachschauen. Etwa 50 m hinter der Hütte des Holzverkäufers stand, die Büsche überragend, ein grosser blecherner Wasserturm auf Eisenstützen. Genau aus dieser Richtung liessen sich Rufe der Goldbugpapageien vernehmen. Ich schlich mich vorsichtig näher, suchte mit dem Fernglas das eiserne Gebilde nach Papageien ab. Mit meiner Vermutung lag ich richtig, die Papageien holten sich an den undichten Leitungen das heiss begehrte Nass. In Superzeitlupe rückte ich näher und näher vor. Die Papageien liessen mich gewähren.
Wir verzichten auf ein Frühstück, genehmigen uns nur einen stärkenden Kaffee, wir wollen früh fahren. Albert hat sich in der Nacht schlau gemacht. Das Buschfeuer ist nach wie vor aktiv, die Rauchsäulen sind gut sichtbar, sollte unsere Ausfahrt aus dem Park aber nicht tangieren. Wiederum waren ca. 50 km Tiefsandpiste zu bewältigen. Diesmal glücklicherweise ohne Feuer und Rauch. Die Piste ist noch schwieriger zu befahren als die Südeinfahrt. Jeder Kilometer scheint gefühlt länger als normal zu sein. Irgendwann wird die Piste etwas besser, ein erster Kraal mit Rindern bringt Gewissheit, wir haben es geschafft. Etwas später erreichen wir die Hauptstrasse, das Abenteuer Khaudom liegt hinter uns. In vieler Hinsicht ein unvergessliches Erlebnis!
Wir lassen das Abenteuer Khaudom hinter uns und biegen auf der Hauptstrasse in östlicher Richtung in den Caprivi ab, in die Region Sambesi wie diese heute offiziell heisst. Der Caprivi-Zipfel oder Pfannenstiel, ein geschichtshistorisches Konstrukt, ist aus einem Deal zwischen England und Deutschland hervorgegangen. Deutschland trat verschiedene Gebiete an England ab und seine Kolonie Deutsch-Südwestafrika erhielt dafür Zugang zum Sambesi. Deutschland verfolgte dabei die Strategie, eine Landverbindung zwischen Deutsch-Südwestadrika mit Deutsch-Ostafrika zu schaffen. Eine geschichtsträchtige Region.
Unser erstes Ziel, die Ndhovu Lodge liegt direkt am Okavango. Vögel der Flusslandschaften, Reiher, Eisvögel, Spinte und vieles mehr erwartet uns. Pirschfahrten mit dem Boot stehen auf jedem Tagesprogramm. Ein tolles Feeling mit dem leichten Aluminiumboot über das Wasser zu flitzen, im sonnenglitzernden Spritzwasser der schnellen Wendung das Ufer anzusteuern, um gleich danach langsam dem Ried- und Schilfgürtel entlang zu gleiten. Der Bootsführer will uns zum Beispiel die schillernden Farben des winzigen Malachite Eisvogels mal ganz nah zeigen. Flusspferde tauchen vor unserem Boot ab, vorsichtig werden sie umfahren, Krokodile sonnen sich am Ufer oder auf Sandbänken, jede Flussbiegung bringt neue Ueberraschungen. Wir geniessen die Flusslandschaft, die Bootsfahrten, die Tierwelt und das Privileg immer ein Boot nur für unsere Gruppe zur Verfügung zu haben; schnell, wendig, sicher, mit Bootsführer der seinen Fluss und dessen Tierwelt wie seinen Hosensack kennt!
Bienenfresser, Bee-Eater oder Spinte heissen die farbenprächtigen Vögel die auf meiner Wunschliste zuoberst notiert sind, ein Hauptgrund die Flusslandschaften der Region Sambesi besuchen zu wollen. Schwalbenschwanz- und Zwergspint sind wir schon im Gebiet Hobatere und Khaudom begegnet, nun war ich auf den Weissstirnspint und als farbliche Krönung auf den Scharlach- oder Karminspint gespannt. Von diesen beiden Arten hatte ich mir die schönsten Bilder ausgemalt, mich darauf gefreut! Heute sollten wir eine Weisstirnspint-Kolonie zu Gesicht bekommen!
Da! Noch eine Flussschlaufe weiter und wir erreichen die Brutwand. Unser Boot gleitet mit gedrosseltem Motor langsam näher. "Jetzt, jetzt ist die Distanz perfekt!" Diese Frabenpracht im Abendlicht! Einfach grandios! Das Fotoshooting konnte beginnen.
Die Bootsfahrten auf dem Okavango brachten jedesmal eine Fülle an Highlights, die Weisstirnspintkolonie war eines davon. Als wäre das Füllhorn noch nicht genug gefüllt, zeigten sich auch immer wieder Zwergspinte am Ufer. Die Bilder auf dem Kamara-Display produzierten Glückshormone! Fast zwingend, dass ich den drei Arten mehr als zwei Fotos widmen muss.
Southern Carmine Bee-eater.. Schon der Name dieses farbenprächtigen Vogels tönt edel. Die Suche nach einer Kolonie gestaltet sich aber schwierig. Albert setzt alle Hebel, sprich seine Connection in Bewegung, um uns eine Kolonie dieses wunderschönen Vogels zeigen zu können. Die bekannten Kolonien sind offenbar nicht besetzt, von Waranen ausgeraubt, oder wurden von Federdieben geplündert. Die Gründe sind natürlich mehr als bedauerlich, aber über die ersten Beobachtungen und Fotos dieses Prachtsvogels kann ich mich gleichwohl freuen. Albert hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben. Think Pink! Think positiv!
Bei einer solchen Fülle an Eindrücken kann durchaus auch mal Lust auf ein, zwei Stunden Relaxing aufkommen. Beine hochlagern, vielleicht ein Buch in die Hand nehmen, sich einen kühlen Drink genehmigen und die Welt zeigt sich auch ohne rote, grüne oder blaue Vögel von der schönen Seite! Die Gruppe hatte Lust auf einen Break. Gute Idee, mein volles Verständnis, kein Problem! Ich werde mich der Vogelwelt rund um die Lodge kümmern.
"Was machst du?" Alberts an mich gerichtete Frage liess bereits einen Vorschlag vermuten. "Komm, wir machen einen Kurztrip nach Botswana, bist du dabei?" Da gab es natürlich keinen Grund für mich zu zögern! "Okay, bin in fünf Minuten bereit!"
Kurzweilige Fahrt zu zweit bis zur Grenze. Am Grenzposten Namibias Ausreisepapier ausfüllen, am Grenzposten Botswana Einreisepapier ausfüllen, einsteigen und weiter bis zur Lodge am Cubango. Albert hatte telefonisch alles organisiert, wenn wir ankommen, sollte der Bootsführer schon bereit stehen. Die Krux des Ausflugs, wir hatten für die Bootsfahrt auf dem Cubango nur eine Stunde Zeit, weill die Grenzposten um 18 Uhr ihre Türen schliessen. Keine Frage, wir wollten wieder rechtzeitig über die Grenze zurück nach Namibia. Der Trip war also fast auf die Minute getaktet.
Genau nach Alberts Plan treffen wir bei der Lodge ein. An der Bootsanlegestelle erwartet uns wie vereinbart der Bootsfüher. Einsteigen und los gings mit Speed den Cubango hoch. Auf der Hinfahrt hatte mir Albert verraten, dass wir gute Chancen hätten, eine Bindenfischeule zu sehen und vielleicht fotografieren zu können. Ich meinte, das wäre natürlich "obenuse!" Logisch musste ich Albert dann erklären was "obenuse" auf Hochdeutsch heisst..:-)
Die Bootsfahrt wurde für mich zum ornithologischen Knüller! Rotflügelbrachschwalbe, Afrikanischer Braunmantelscherenschnabel und tatsächlich zwei Bindenfischeulen, die wir logischerweise nur dank dem Bootsführer zu Gesicht bekamen. Herrlich! Fotografieren bis zur letzten verbleibenden Minute. Wegen der steil abfallenden Uferböschung und dem undurchsichtigen Astgewirr lief die Fotosession unter erschwerten Bedingungen ab! Irgendwie fanden Albert und ich dann doch Lücken um die Eule einigermassen ganz auf das Bild zu bekommen. Absolut top und toll!
Mit geschätzten 40 kmh gings dann zurück zur Lodge. Ein anständiges Trinkgeld dem Bootsführer, Bootskosten begleichen, Danke sagen und Tschüss! Wir hatten die Zeit zu nützen, wir wollten zurück nach Namibia! Alles hat geklappt, für mich ein unvergessliches Erlebnis!
Pferdeantilopen haben wir im Khaudom gesehen, eine weitere, mir bisher noch nie begegnete Antilope wollten wir im Mahango NP suchen. Der Park ist nicht besonders gross und auch gut zu befahren. Wer sucht der findet. Albert sucht und findet. Was für eine herrliche Antilope, was für ein schöner Anblick, die Böcke mit pechschwarzem, Weibchen und Jungtiere mit rotbraunem Fell und mit bis zu 1,60m langen Hörnern. Bradfield's Hornbill war das Pünktchen auf dem i dieser Pirsch!
Ob der wohl krank ist, war mein erster Gedanke. Neben dem Eingang zum Hauptgebäude der Ndhovu Lodge sass ein Zwergsperber In einer farbigen Keramikschüssel und trank ab und zu Wasser. Ein ungewöhnlich zutrauliches Verhalten. Erst nach geraumer Zeit schwang er sich mit ein paar lockeren Flügelschlägen in den nächststehenden Baum hoch, ohne Anzeichen von Behinderung oder Schwäche. Erleichtert nahm ich das zu Kenntnis. Klar, dass ich dem zierlichen Greifvogel hier eine Fotoserie widmen muss!
Wir verlassen den Okavango und fahren weiter ostwärts. Unser Ziel ist der Kwando River. Die Kazila Island Lodge wird für zwei Nächte unser komfortabler Stützpunkt sein. Auf einer Insel gelegen, ist sie nur mit dem Boot zu erreichen. Über einen wackeligen Holzsteg balancieren wir uns bis zum Boot vor und tuckern dann samt Gepäck der Lodge entgegen. Hier am Kwando sind andere Boote gefragt, der Wasserstand ist teilweise sehr niedrig, Wasserpflanzen verfangen sich schnell mal in der Schraube, ein Stachel muss dann weiter helfen. Bootsfahrten sind für mich jedesmal ein spannendes Erlebnis. In den zwei Tagen werden wir sowohl mit dem Boot wie auch mit einem 4x4 auf Pirschfahrt gehen. Freue mich!
Elefanten sind uns auf der bisherigen Reise schon etliche begegnet. Hier am Kwando werden wir nach Voraussage von Albert viele, ja sehr viele Elefanten zu sehen bekommen. Ganz nah, sehr nah meinte Albert schmunzelnd, werden wir die Dickhäuter sowohl vom Boot, wie auch vom 4x4 aus beobachten und fotografieren können. Alberts Prognosen haben sich bewahrheitet. Wir waren ganz nah, teilweise sehr nah, vor allem als unser Boot sich dann noch im Unterwasserpflanzengewirr verfängt und ein Dutzend Meter weiter vorne eine ganze Herde unseren Wasserweg zurück in den Hauptkanal versperrt. :-)
Die Kanäle rund um die Kazila Island Lodge haben viel zu bieten, neue oder bereits bekannte Vogelarten, immer in anderem Licht, sitzend, fliegend, nah, zu nah, zu weit weg, man geniesst und ist gefordert.
Unsere 4x4 Exkursion durch den Bwabwata NP wurde zur eindrücklichen Elefantenschau. Staunend schauten wir dem stetigen Kommen und Gehen der vielen Elefantenherden zu, die ihren Durst samt Bad an der Lagune des Horseshoe-bend löschen wollten. Fast orchestriert wirkend, wartete die eine Herde geduldig bis eine andere Herde an ihnen vorbeigezogen war und den Weg freigab. Ich konnte keine Durchmischung und keine Kontaktnahme unter den Herden beobachten. Geschätzte 30 m vor uns spielte sich dieses Schauspiel ab. Kurz stillstehend nahmen die Tiere mit ihren Rüsseln unsere Witterung auf, um dann wieder der Leitkuh zu folgen und im nahen Wald zu verschwinden. Hygiene hat bei Elefanten offensichtlich einen grossen Stellenwert. Schlammbad und anschliessendes Staubbad gehören zum täglichen Ritual.
Das Ende unserer Reise kommt näher, aber noch wartet ein weiterer Höhepunkt, der Chobe Nationalpark und ein Ausflug zu den Viktoria Fällen auf uns. Packen ist mittlerweile Routine, ist aber immer verbunden mit Abschied nehmen von einem Ort, an dem man durchaus noch länger hätte verweilen können. Alberts Vorschlag auf meinen entsprechenden Einwurf wäre durchaus eine Alternative. Drei Wochen Namibia (oder länger) mit je einer Woche beschränkt auf drei verschiedene Lebensräume.
Noch bleiben uns aber ein paar Tage. Also Einsteigen und weiter gehts. Albert hat für uns wiederum einen zusätzlichen Abstecher organisiert, ein Zwischenhalt am Sambesi mit Bootsfahrt. Dieser Stop könnte sich zweifach lohnen. Einerseits habe er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, eine Kolonie des Scharlachspintes zu finden und anderseits könne er uns im Garten der anvisierten Lodge mit etwas Glück den Vogel zeigen, der "LeafLove Safari" den Namen geliehen hat. Yellow-throated Leaflove (Atimastillas flavicollis) ist eine Vogelart aus der Bulbul Familie, deren Vorkommen im westlichen und zentralen Afrika liegt. Die Art sei aber überraschenderweise vor ein paar Jahren im Caprivi Strip erstmals nachgewiesen worden.
Der LeafLove Bülbül wollte sich zum Leidwesen von Albert nicht zeigen, also suchten wir auf der Bootsfahrt nach einem Vogel, der auf jeder Hardcore Birderreise weit oben auf der Twitcherliste steht. Die Rede ist vom seltenen African Finfoot, der Afrikanischen Binsenralle. Die Vogelart ist als verletzlich eingestuft. Das Glück des Tüchtigen und die Binsenralle haben Albert nicht im Stich gelassen. Zweimal Daumen hoch!
Die Schnellstrasse durch den Caprivi verläuft über grosse Strecken ziemlich gerade, ist asphaltiert, hat wenig Verkehr und ist entsprechend gut zu befahren. Albert und ich unterhalten uns angeregt. Ein Schild am Strassenrand weist darauf hin, Vorsicht, hier leben Wilde Hunde! Hatten wir hier vielleicht doch noch eine Chance Afrikanische Wildhunde zu sehen? Mit einem Auge behielt ich fortan noch aufmerksamer den linken Strassenrand im Blickfeld, den rechten überliess ich stillschweigend Albert. Dies liess es trotzdem zu, uns über "Gott und die Welt" zu unterhalten.
Wild Dogs? Das wäre ja wirklich ein toller Zufall, wenn wir genau in dem Moment auf eine Stelle zufahren würden, wo gerade ein paar Wilde Hunde von einer Strassenseite auf die andere wechseln würden, um gleich darauf im Buschwald zu verschwinden. Right place, right time? Klar, diese Zufälle gibt es.
Der interessierte Leser, die interessierte Leserin ahnt es, respektive die nachfolgenden Bilder verraten es, wir hatten grosses Glück! Albert hatte den rechten Strassenrand visuell im Griff. "Da! Wilde Hunde!" Anhalten, Rückwärtsgang einlegen und 100 m zurück.
Da lagen sie, ein Rudel Afrikanischer Wildhunde! Eine etwa fünfzehnköpfige Hundegesellschaft mit Rüden, Hündinnen und grösseren Welpen. Die Welpen mussten vom dominanten Paar sein, nur dieses pflanzt sich fort, wobei deren Nachkommen vom ganzen Rudel grossgezogen werden.
Mehrheitlich liegen die Hunde dösend im Schatten eines grossen Baumes. Ab und zu steht ein Tier auf und löst damit wieder "ein paar" zusätzliche Kamera-Klicks aus. Right place, right time, right Guide! Eine wunderbare Begegnung!
Ehrlich gesagt, mit wilden Hunden hatte ich nicht mehr gerechnet. Und dann diese Ueberraschung! Kein Grund jetzt nachlässig zu werden, im Gegenteil es spornt an, weiter Ausschau zu halten! Und wieder war Albert der erfolgreiche Spotter. "Dort! Hornraben!" Wieder anhalten, Rückwärtsgang einlegen, wenden und zurück. Wow! Unglaublich! Nach den seltenen Wildhunden nun auch noch die seltenen Hornraben! Der grosse Vogel, mit einer stattlichen Grösse von bis zu einem Meter und einer Flügelspannweite von fast zwei Metern ist an sich kaum zu übersehen, aber eine kleine Unaufmerksamkeit und man ist mit dem Auto vorbeigeflitzt. Birder-Auge sei Dank!
Wir fahren über die Brücke die den Cuando überspannt und erreichen die Grenzposten für die Einreise nach Botswana. Botswana hat strenge Regeln bezüglich Tierseuchenprävention. Albert muss mit seinem Fahrzeug ein Desinfizierbad durchfahren und auch wir müssen unsere Schuhe desinfizieren. Dann folgen die üblichen Einreiseformalitäten und weiter gehts über die Chobe Flood Plains bis wir Kasana erreichen. Nun liegt ja unsere Lodge, die Zovu Elephant Lodge auf Namibischem Boden, also auf der andern Seite des Cuando, d.h. wir müssen von Botswana wieder ausreisen und in Namibia einreisen. Peter, der Inhaber und Betreiber der Zovu Elephant Lodge holt uns mit dem Boot ab und erledigt für alle die Grenzformalitäten. Was kompliziert tönt, ist für Peter Routine und wenn wir folgsam das Desinfizierbad durchlaufen gibt es auch keine Probleme.
Das Gepäck ist auf dem Boot und ab gehts Richtung Lodge wo wir von der ganzen Crew herzlich willkommen geheissen werden. Die Lage der Unterkunft ist sensationell, ein erster Blick durch das Fernglas auf die vor uns liegende Insellandschaft ist vielversprechend. Peter wird uns mit dem Boot die Schönheiten der Flusslandschaft zeigen, einmal steht ein Game Drive in den Flood Plains auf der Seite von Botswana auf dem Programm und am drtitten Tag ist ein Besuch der Viktoria Fälle geplant. Ein tolles, aber stessfreies Programm.
Ein Feuerwerk endet ja immer mit einem furiosen Schlussbouquet. Wenn ich diesen Vergleich auf unsere Reise anwenden müsste, käme ich zum Schluss, dass jeder besuchte Ort für uns ein Feuerwerk an Erlebnissen bereit hielt, warum sollte das im Chobe NP nicht auch so sein? Um es vorweg zu nehmen, wir wurden nicht enttäuscht! Die Vielfalt an Beobachtungen liess kaum etwas zu wünschen übrig. Die vielen Fotos aus dem Chobe habe ich als gemischtes Bouquet zusammengefasst. Drei Rosinen aus dem Chobe möchte ich aber einzeln vorstellen.
Eine gute Aufnahme dieses farbigen Juwels hatte sich bisher, trotz mehreren Beobachtungen am Cuango und Kwando, nicht ergeben. Meine Hoffnung dies noch korrigiieren zu können war aber ungebrochen, es lässt sich aber nicht erzwingen. Was lange währt, kommt aber doch noch gut! Ich war bereit, es braucht nur eine Gelegenheit, aber dann muss alles passen. Das Licht, die Distanz, die Position des Vogels usw. Es hat zweimal gepasst! Eisvögel, Bienenfresser und Brachschwalben gehören schon lange zu meinen Lieblingsarten.
Wenn ich schon von einzelnen Vogelarten schwärme, möchte ich das Jacana nicht übergehen. Das zierliche Blatthühnchen fasziniert allein schon durch seine Eleganz mit der es dank seiner langen Zehen über Seerosenblätter laufen kann. Auch bei dieser Art musste ich mich gedulden bis ich genau diese Eleganz fotografisch einfangen konnte.
Vor der Reise habe ich etliche Male den Roberts Bird Guide durchgeblättert, Bestimmungsmerkmale studiert, Verbreitungskarten gecheckt, versucht mir die englischen Namen zu merken, um einigermassen vorbereitet zu sein. Die Praxis im Feld ist dann aber immer eine andere Sache.
Eine Vogelart habe ich Zuhause aber total übersehen, ja überhaupt gar nicht wahrgenommen. Entsprechend begeistert war ich ob dem Anblick dieses wunderschönen Vogels auf einer der Bootsexkursionen. Gemeint ist die Halsbandbrachschwalbe. Sie brütet in den Monaten September / Oktober sehr lokal und spärlich auf Felsen breiter Flüsse und verlässt den Brutplatz wenn die Flüsse Hochwasser führen.
Mit einem bunten Strauss an Fotos aus dem Chobe versuche ich der Vielfalt dieser Landschaft gerecht zu werden.
Auch wenn zu erwarten war, dass die Viktoriafälle wenig Wasser führen, wollten Susanne und ich uns den Ausflug nicht entgehen lassen. Albert hatte mir noch gesteckt, ich solle auf dem Spazierweg entlang der Wasserfälle nach Trompeter Hornbills Ausschau halten. Den Tip habe ich gerne in die Tat umgesetzt.
Heute ist Rückreisetag nach Windhoek. Albert wird uns noch auf den Flughafen in Katima Mulilo bringen und dann 1'500 km nach Windhoek zurückfahren. Am Flughafen gilt es von ihm Abschied zu nehmen, für alle ein bewegender Moment!
Wir sind gut im Zeitplan. Peter bringt uns per Boot zur Grenzstation in Kasane, kann es aber glücklicherweise nicht lassen, noch ein paar Stops und Umwege in die Bootsüberfahrt einzubauen. Und wie ein letzter Knaller im Feuerwerk zeigt sich an einen Schilfhalm klammernd ein Karminspint von seiner schönsten Seite. Peter fährt vorsichtig näher. Jetzt oder nie! Für mich persönlich der ultimative Topshot der ganzen Reise! Kein Zufall!
Air Namibia hatte kurzfristig den Inlandflug Katima Mulilo - Windhoek um einen Tag vorverschoben. So waren wir gezwungen, zwei Nächte in der Nähe des Flughafens Windheok anzuhängen. Erholung und Relaxing war angesagt. Für mich die Gelegenheit mich mit den Rosaköpfchen und dem Perlkauz zu beschäftigen. Die Pirsch auf kleine Käuze ist mir ja bestens vertraut. Link > Sperlingskauz
Eine Reise der Superlative liegt bereits ein paar Wochen zurück. Die Fotobearbeitung hat alles nochmals intensiv aufleben lassen. Die Reise mit Albert, mit Susanne, Maia und Hämpu, Marianne und Moritz, wird für mich unvergesslich bleiben! Allen ein herzliches Dankeschön!