Wieder einmal auf den Hohgant! Ein Ziel das bei mir immer oben auf der Wunschliste steht. Vor ca. einem Jahr haben wir unser SBB Generalabonnement zurückgegeben. In der Ungewissheit der Pandemieentwicklung haben wir uns in dieser Zeit vom ÖV verabschiedet. Nun hat sich die Situation mit der Impfung doch so verändert, dass wir uns entschlossen, wieder ein GA zu kaufen.
Einen der wunderschönen Spätsommertage haben Paul Hürlimann und ich dann auch genutzt, um nach langer Zeit wieder mal zusammen auf Vogelpirsch zu gehen. Thun - Spiez - Interlaken West - Habkern und mit dem Shuttle-Bus auf die Lombachalp. Ziel Hohgant, Wunschvogel Mornellregenpfeifer. Dieser aparte Regenpfeifer kann auf seinem jährlichen Herbstzug ins Winterquartier, nach Nordafrika und in den Nahen Osten, auch in der Schweiz an traditionellen Rastplätzen wie dem Cassonsgrat, dem Chasseral, der Silberen und anderen mehr beobachtet werden. Etwas spärlicher ist die Art auch auf dem Hohgant anzutreffen. Meine letzte Beobachtung datiert vom 11. September 2016. Ich denke, dass Mornells vermutlich regelmässig auf dem Hohgant rasten, aber da müsste man in der Zeit von Ende August bis anfangs September mehrmals vor Ort sein.
Zur richtigen Zeit am richtigen Platz? Bezüglich Mornellregenpfeifer an diesem Tag offenbar nicht. Das Glück das dem Tüchtigen angeblich zustehen soll, war nach den Mornellmeldungen auf Ornitho.ch zu schliessen, an andern Orten am Werk. Das konnte unserer Stimmung aber wenig antun. Der grandiose Rundblick auf die Hügel, die Weiden und Moore der nahen Umgebung bis hin zu den verschneiten Spitzen und Zacken der Alpenkette und zu den langgezogenen Jurahöhen im Norden war Entschädigung genug. Ohne Anstrengung keine Glücksgefühle!
Zwei Stunden hatten wir Zeit für unsere Mornellsuche, wollten wir doch unbedingt den 17 Uhr Shuttle auf der Lombachalp erreichen. Wir kamen nach dem sich abzeichnenden „Misserfolg“ relativ schnell zur Erkenntnis, dass die zwei Stunden gut reichen würden.
Eine zweite Runde über die „Steinige Matte“ und dann halt wieder runter Richtung Lombachalp.
Ein Vögelchen hatte dann aber offenbar Mitleid mit den beiden Ornis. Unerwartet tauchte wenige Meter vor uns ein Mauerläufer auf einer Felsplatte auf, stelzte ein paar Mal mit den Flügeln, flog kurz darauf von uns weg und verschwand wieder in der schattigen Unterwelt der steinigen Matte. Offenbar suchte er unter den Felsblöcken nach Spinnen und anderen Leckerbissen. Ungewöhnlich, einen Mauerläufer mal nicht wie üblich an einer Felswand anzutreffen. Nun war unsere Neugier und Hoffnung auf einen Schnappschuss geweckt. Vorsichtig über die Steinplatten balancierend suchten wir nach dem „Schmetterling“ mit den runden Flügeln. Und tatsächlich zeigte er sich immer wieder, meistens aber nicht dort wo er verschwunden war. Wenig scheu präsentierte er sich jeweils kurz im Sonnenschein, um nach ein paar wenigen Sekunden wieder in eine Spalte abzutauchen. Das Spiel dauerte an, der Vogel gestand mir aber keine einzige Aufnahme zu.
Paul war erfolgreicher und hat mit seinen Aufnahmen doch noch den Beweis des "Glücks des Tüchtigen" erbracht. Ich freue mich, seine Schnappschüsse hier präsentieren zu dürfen!