05. Juni 2020 > Once upon a time..

Once upon a time.. Es war einmal.. Mit diesen Worten beginnen nicht nur Märchen, auch viele Erzählungen aus früheren Zeiten beginnen mit dieser Einleitung. Also warum nicht mal zurückblicken? Zurück auf die 50-iger Jahre des letzten Jahrhunderts.

Es war einmal ein Gossvater mit seinem kleinen Grossbub. Der Grossvater hatte sich aus einer ausgebeuteten Kiesgrube ein Paradies erschaffen und gab ihm auch den Namen "Paradiesli.“ Etliche  Jahre war das auch die „weite Welt“ des Grossbubs, war für mich Prärie, Rocky Mountains, Sambesi und Serengeti zugleich.

Mit Hilfe internierter Polnischer Soldaten hatte er den Kiesboden der Grube mit Humus bedeckt und mit Remise, Wagenschopf, Hühner- und Schafstall mit Heubühne eine kleine Farm gebaut. Zwei Dutzend Schwarznasenschafe, eine Schar Leghorn und Sussex Hühner, ein paar Gänse und verwilderte Hauskatzen teilten mit Grossvater und mir das Paradies. Prächtige Apfel- und Kirschbäume, Basler Chlöpfer, rundeten die Idylle ab. Auf der einen Seite bildete eine steile Kieswand, auf der andern Seite ein Bach, die Langete, die Grenzen dieses Paradieses. Das war mein Reich, es roch nach Heu, nach Schafstall, nach Fuchs, Marder und Illtis. Im Bach hatte es Forellen und gleichzeitig Ratten, die sich an den Schlachtabfällen einer oberhalb gelegenen Metzgerei gütlich taten. Im selber gebauten Teich quakten Frösche, auf der Oberfläche schwammen Wasserlinsen und in Asthaufen sonnten sich Ringelnattern. Hier wurde mein Interesse an der Natur geweckt. Die Vögel hatten es mir besonders angetan, der Gartenrotschwanz war einer meiner Lieblinge.

Ein Paar dieser zierlich schönen Vogelart brütete über Jahre im Paradiesli, immer am selben Ort, unter dem dreieckigen Firstblech des Junghennenhauses. Jeden Frühling wartete ich auf die Rotschwänze, schaute ihnen beim Nestbau zu und kontrollierte in kindlich unbekümmerter Art die Anzahl Eier, das Alter und Gedeihen der Jungen, liess sich das Nest doch wie eine Schublade hervorziehen und wieder hineinschieben. Once upon a time..

 

Der Gartenrotschwanz ist in den letzten Jahrzehnten immer seltener geworden. Verlust des Lebensraumes ist die lapidare Erklärung für viele Vogelarten die das gleiche Schicksal erleiden. Umso erfreulicher, dieses Jahr im Uebergang Rebberg - Privatgärten - Obstbäumen der Schlosshofstatt Spiez, zwei fütternde Paare Gartenrotschwänze, ein weiteres singendes Männchen und evtl. noch ein weiteres Paar, also 3-4 Paare auf einer Wegstrecke von einem Kilometer beobachten zu können. Im ganzen Gebiet wurden -zig Holzbeton-Nistkästen der Marke Schwegler aufgehängt. Noch fehlt der erhoffte Wendehals, aber die Ersatzmieter sind ebenso willkommen!

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