Die erfolgreiche Steinhuhnexkursion von anfangs Juni hat mich gedanklich nicht mehr losgelassen. Ich musste nochmals hinauf, die Chance auf ein zweites Steinhuhn-Shooting kommt vielleicht nicht so schnell wieder! Als dann Wetter und Zeitfenster passten, gab es kein Zögern mehr.
Bei der Sennhütte angekommen, suchte ich zuerst mit dem Fernglas das Gelände nach einem möglichen Versteck ab. Am idealsten wäre eine Jungtannengruppe in deren Schatten ich mich verstecken könnte. Auf Schleichwegen durch den lockeren Wald stieg ich zur ausgewählten Baumgruppe hoch. Vor Ort angekommen zeigte sich, dass das Versteck, mit gutem Rundblick, meinen Wünschen entsprach, wenn nur nicht das heftige Gezetter einer Ringdrossel die ganze Sache in Frage gestellt hätte. Schnell war mir klar, im Astgewirr über mir hatte ein Ringdrosselpaar ihr Nest mit bettelnden Jungen. Hier konnte ich nicht bleiben, da kommt kein Steinhuhn vorbei. Also schloss ich mit den Ringdrosseln einen gut schweizerischen Kompromiss; ich verschob mich ein paar Meter unter eine nächstgelegene Baumgruppe und die Drosseln hielten dafür ihren Schnabel. Und siehe da, es funktionierte. Nicht lange danach gingen die beiden wieder auf Futtersuche. Was macht ein Fotograf in dieser Situation? Logisch, er fotografiert Ringdrosseln. Durchaus ein attraktives Fotomotiv!
Ich wusste es brauchte Glück und Geduld, ob, wann und wo sich die Steinhühner zeigen würden. Ich hoffte natürlich, dass ich meine Glücksportion nicht schon beim ersten Mal vollständig aufgebraucht hatte. Dem war dann offensichtlich nicht so. Die Warterei, mit zunehmend steifen Gliedern, wurde letztlich reich belohnt. Beim wiederkehrenden Absuchen der steinigen Umgebung mit dem Fernglas entdeckte ich zwei Steinhühner, ca. 30m oberhalb meines Standortes. Ich versuchte die beiden mit der Kamera zu erfassen, aber statt Steinhühner zeigten sich nur herabhängende Tannäste auf dem Display. Ich musste mich umdisponieren. Während das eine Huhn, vermutlich das Weibchen aus dem Blickfeld entschwunden war, hatte sich das zweite Huhn hinter einem Felsblock versteckt, nur der Kopf war noch sichtbar. Ich wagte kaum zu atmen. Er, es war der Hahn, verliess dann sein Versteck um ein paar Meter weiter rechts einen andern Felsblock zu besteigen, um von dort sein Revier und mich mit seinem wetzenden Gesang zu beglücken. Adenalinkick pur!