Die Alpen sind noch nicht mit Vieh bestückt, das Gras noch zu kurz und an vielen Stellen zeugen noch Schneeflecken vom kaum vergangenen Winter. Genau die richtige Zeit, um auf Steinhuhnpirsch zu gehen. Das hört sich einfacher an als es ist. Dem an sich schon schweren Fotorucksack habe ich mit dem Spektiv noch ein Kilogramm mehr angehängt. Steinhühner sind im Gelände sehr schwer zu entdecken, ein Spektiv deshalb fast ein Muss.
Im Schatten einer Sennhütte bezog ich meinen Beobachtungsplatz. An sich wäre mir der wärmende Sonnenplatz um die Hausecke lieber gewesen, aber ich wollte mich ja möglichst "unsichtbar" machen. Fotoausrüstung kontrollieren und bereitlegen, Spektiv auf dem Tripod montieren, die Balance auf dem Mini-Faltstuhl finden und die Suche nach der "Stecknadel im Steinhaufen" konnte beginnen.
Und tatsächlich, irgendwo da vorne im felsigen Gelände liess ein Steinhuhn-Hahn seine wetzenden Laute vernehmen. Aber wo suchen? Ist der Rufer eher nah, oder doch etwas weiter weg, oder ruft er vielleicht aus einem Grasband oben in der steil aufsteigenden Felswand?
Wie schon oft erlebt, ist die Ortung eines rufenden Steinhuhns in den Bergen nicht einfach. Also abwarten, gduldig das Gelände weiter beobachten, die Stille geniessen.
Irgendwann konnte ich dem mitgebrachten Sandwich nicht mehr widerstehen. Durst löschen, Zeit checken.
Und dann? Dann passierte genau das, worauf ich immer gehofft habe, genau das was mich für all die Steinhuhn-Kraxeleien in den letzten Jahren motiviert hatte. Ein Steinhuhn im Frühling, im Brutkleid, bei gutem Licht, auf Nahdistanz vor die Linse zu kriegen war das Ziel. Wow! Da hatte sich dieser Hahn für mich etwas Besonderes ausgedacht. Was für eine Nummer! Ich drückte auf den Auslöser...